War heute im Souvignier Gris, um die jungen Triebe am Stamm auszubrechen, die ich nicht brauche – und die nicht zu dieser Umkehrerziehung passen.
Ein Draht wird in ca. 1,70-1,80 Meter gezogen, daran das junge Holz befestigt. Von dort entstehen die neuen Triebe, die unter dem Gewicht der Trauben sich langsam wieder nach unter bewegen und gegen Ende der Vegetation wieder leicht nach oben wachsen. Wunderschön frei und locker hängen dann die Trauben. Und ich bemühe mich, ihnen die Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten, indem ich – (fast) nichts mache. In jungen Jahren sind die Reben teilweise so ungestüm, daß sie trotz einer Zeilenbreite von 2,60 Meter noch zusammen wachsen und deshalb die Spitzen geschnitten werden müssen. Später lernen sie und werden ruhiger.
Noch bearbeite ich die Junganlage, da ich vom Saft der Reben lebe und nicht von Kräutern und Gräsern (und Schnecken). Wenn die Reben im zunehmenden Alter in der Tiefe wurzeln, werde ich entsprechend dem Bodentyp und dem Jahrgangs bedingtem Niederschlag entscheiden, wie viele andere grüne Wesen dort noch wachsen dürfen. Diese Erziehungsform ist für mich das Optimum. Drahtrahmen war vorgestern, Vertikoerziehung gestern. Weitraum, resistente Reben, wenig Holzschnitt im Winter, wenig bis gar kein Schnitt im Sommer ist heute! Wäre mal gespannt auf den CO2-Footprint dieser Erziehungsform. Aber das wird noch ein wenig dauern, bis das auch für Arbeiten im Weinberg verbindlich wird.
Wenn das so weiter geht und mir tausend Gedanken einfallen zu jedem Bild, wird der Monat zu Ende gehen mit der Aufarbeitung der letzten Monate. Ich habe ja schon immer geahnt, daß das Leben zu kurz ist…