Mein Weg zum Weinbau

Ungeliebt ist die Fortführung des Wollmesheimer Besitzes auch bei meinen Brüdern und wir lehnen dankend ab, als wir in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts vom Vater darauf angesprochen werden.

Da wir im Kindesalter von den Eltern nach Dormagen verschleppt worden sind, um dem Vater dort eine berufliche Perspektive als Chemiker zu ermöglichen, geht unsere Bindung nach Wollmesheim verloren. Erst das freie Leben, das ich nach meiner Schulzeit über mehrere Jahre genießen darf, verbunden mit einer längeren Reise auf dem Landweg nach Indien und Nepal öffnet mir die Augen, die Taube auf dem Dach zu ergreifen und festzuhalten. Verschweigen möchte ich nicht, dass die damalige Modedroge Morio-Muskat mir dann noch den Rest gibt. Sowas will ich auch machen!

Es ist der Winzer Rudolf Trossen, der öfters von der Mosel hoch kommt, um unsere Wohngemeinschaft in einer alten Wassermühle bei Kastellaun zu besuchen. Von ihm bekomme ich den Tip, doch mal in der Westschweiz beim Bio-Winzer Emile Vuille in Twann nachzufragen, ob ich dort ein paar Monate etwas über biologischen Weinbau lernen könnte. Gesagt, getan. Es ist eine schöne Zeit, in der ich erste Berührungen habe mit der Arbeit und dem Leben bei einem Bio-Winzer. Ich lerne, wie das mit dem biologischen Pflanzenschutz geht, nebenbei aber auch Alphornblasen und als Nebenprodukt das eigentlich Bedeutendste für mein weiteres Leben: das Savoir-vivre. Danke Emil!

Zurück in der Pfalz beginne ich 1979, einen ersten aus der Pacht kommenden Silvaner-Weinberg biologisch zu bewirtschaften. Daneben gibt es erste Versuche, mit meinem kleinen 32 PS-Traktor einen Acker zu bestellen, um zu sehen, wie das ist, wenn man als angehender Bauer einen Getreideacker bestellt.

Das elterliche Haus ist seit den 60er-Jahren verkauft, die im Familienbesitz befindlichen Äcker und Weinberge verpachtet. Mein Vater ist von dem Gedanken geprägt, ein Haus sei wieder zu bauen, doch die Weinberge bekäme man nicht so schnell mehr wieder. Wie recht er hat.

1979 ernte ich stolz meinen ersten Silvaner mit 86° Oechsle – natürlich biologisch angebaut. Das ist die zweite Droge und Herausforderung für mich: wenn schon Weinbau in Wollmesheim wieder neu beginnen, dann auch wirklich zeitgemäß ohne den Einsatz von Herbiziden, Mineraldünger und synthetischen Spritzmitteln.