Es muß der Rebschnitt gewesen sein, anders kann ich es mir nicht erklären. Oder besser gesagt, der Nichtschnitt der Reben. Dumm vom Schlepper abgestiegen, Fuß verknackst und tatsächlich nicht nur Tage, sondern Wochen nicht richtig im Einsatz. Als ich wieder krabbeln konnte, war es schon zu spät, um mich beim Rebschnitt mit Zapfen und Streckern und Augenanzahl pro Stock unnötig zu verspielen.
Bei den Vertiko-Anlagen wurden nur im unteren Bereich die Reben eingekürzt, im oberen waagerechten Kordon durfte alles wachsen, was Lust dazu hatte. Und natürlich durfte es auch blühen und Früchte tragen je nach Gutdünken der Rebe. Ein Spätfrost wollte sich noch austoben in den Weinbergen, in Wollmesheim und bei meinen Weinbergen mit bescheidenem Erfolg. Er hatte wahrscheinlich zu kurze Beine, um hoch auf 1.80 Meter in meine Vertiko- und Umkehranlagen zu kommen.
Die Neuanlage mit der Rebe VB CAL 6-04 begann im zweiten Jahr kräftig zu wachsen, auch weil ich zu dem Entschluß gekommen war, in dieser kritischen Zeit keine Schafe mehr dazwischen laufen zu lassen. Außerdem hatte sich bei denen herum gesprochen, daß es viel ergiebiger wäre, herunter hängendes Reblaub abzufressen als mühsam kleine Grashalmspitzen abzubeißen. Kurzentschlossen habe ich sie auch deshalb verschenkt, und sie fristen ihr Dasein mittlerweile bei einem Hühnermobil von einem Bioland-Bauern als Schutztiere für die Hühnerhaltung gegen alles, was fliegen kann und Hunger hat.